FAMILYLIFE
Engagieren

“Mama, hat der Mann da ein Baby im Bauch?” Kinder können uns Löcher in den Bauch fragen. Es gibt lustige und ernsthafte Fragen, solche, die wir schon hundertmal beantwortet haben und solche, die uns zusammenzucken lassen. So wie die nach dem Baby im Bauch. Der besagte Mann stand nämlich keinen Meter von uns entfernt vor einem Supermarktregal. Ich war hochschwanger mit unserem zweiten Kind. Abgesehen davon, dass ein Mann nicht schwanger sein kann, sahen sich unsere Bäuche ziemlich ähnlich. Ich erinnere mich sehr genau an diese Szene, obwohl sie schon über 20 Jahre her ist.  

Fragen sind… Chancen. Kinder kommen neugierig und voller Fragen auf die Welt – zumindest war das bei meinen Kindern so. Es gibt eine Phase, in der “Warum?” eine der häufigsten Fragen ist, die Kinder stellen. Sie sind gute Beobachter und möchten herausfinden, wie die Welt und das Leben funktionieren. Kinderfragen sind ein Grund zur Freude – auch wenn sie uns natürlich gleichzeitig Energie kosten, nerven, peinlich sind oder uns zum Lachen bringen können. Wenn die Kinder größer werden, können sie anstrengend, schwierig und unbequem sein oder uns unreif erscheinen. 

Es lohnt sich, Fragen unvoreingenommen zu begegnen und sie ehrlich und authentisch zu beantworten. 

  • “Du, gibt es bei euch Tage, an denen ihr zweimal Glace esst?” “Mmh, das kann vorkommen, ist aber selten.” “Ist heute so ein Tag?” (Eine Schulfreundin unserer Jüngsten zu mir.)
  • “Warum muss ich am Sonntag mit in den Gottesdienst? Ich würde viel lieber ausschlafen.” (Die meisten Teenager irgendwann.)
  • “Was ist das auf dem Werbeplakat? Was ist ein Konsumkredit, Daddy?” (Der Sohn eines Arbeitskollegen zum Vater.)

Kinderfragen verdienen eine wertschätzende Antwort. 

Manchmal ist es ganz einfach: “Leider nein, heute ist kein solcher Tag.” Manchmal müssen wir uns Zeit nehmen und über die Frage ins Gespräch kommen. Selbst Fragen zu stellen, kann helfen, den Grund der Frage herauszufinden: “Was möchtest du genau wissen? Was geht dir durch den Kopf? Wie erlebst du die Gottesdienste?” Damit lassen sich Machtkämpfe verhindern und wir entwickeln Verständnis füreinander. Ob wir dann darauf bestehen, die gute Gewohnheit beizubehalten und mit dem Gottesdienstbesuch Raum für Gott zu schaffen oder ob wir dem Teenager Freiräume schaffen, muss nicht sofort entschieden werden.

Kinder entwickeln ihr Wertesystem mit und durch uns. Dabei versuchen sie das, was sie sehen und erleben, einzuordnen. Wissen und Werte lassen sich über Kinderfragen wunderbar vermitteln. Ein Beispiel ist die Antwort auf die Frage nach dem Konsumkredit.

Mein Arbeitskollege erzählte mir: “Gestern hat mein Sohn ein Werbeplakat für Konsumkredite gesehen. Als er mich danach fragte, kamen wir ins Gespräch über Kredite und Schulden. Er fand es völlig unverständlich, dass Leute Konsumkredite aufnehmen. Ich habe ihm erklärt, dass es damit zu tun hat, dass nicht alle Menschen gelernt haben, ihre Bedürfnisbefriedigung aufzuschieben. Dann habe ich den Moment genutzt, um ihm zu erklären, dass wir als Eltern unseren Kindern deshalb auch nicht immer alle Wünsche sofort erfüllen. Zum ersten Mal ist das, was wir unseren Kindern beibringen wollen, bei ihm auf offene Ohren gestoßen. Obwohl wir ihm das schon oft gesagt haben, gab es hier plötzlich und unerwartet einen Moment der Offenheit, in dem er es annehmen und verstehen konnte.”

 

Was lösen die Fragen deiner Kinder bei dir aus?
Erinnere dich an eine aktuelle Situation, in der du wertschätzend auf eine Kinderfrage eingegangen bist. Wie hast du das gemacht und wie hat dein Kind reagiert?
Versuche in den nächsten Tagen, den Fragen deiner Kinder unvoreingenommen zu begegnen. 

 

Ähnliche Artikel