FAMILYLIFE
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„Ich fang jetzt an, den Garten bereit zu machen“, sagt Marie in Florians Richtung. Er liegt in der Hängematte, das Handy in der Hand. „Klingt gut“, murmelt er, ohne aufzublicken.

„Es wäre schön, wenn du mir ein bisschen helfen würdest.“

„Klar“, sagt er ruhig. „Vielleicht gleich. Ich will nur noch kurz was lesen.“

Marie bleibt stehen. „Ich will das nicht alles alleine machen. Die Leute kommen bald.“

Er seufzt. „Ich bin einfach müde. Ich brauche gerade mal einen Moment für mich. Können wir das nicht später zusammen machen?“

„Du weißt, ich hasse es, wenn noch alles unaufgeräumt ist, wenn Gäste kommen.“

„Na und? Ist doch unser Garten. Die merken das gar nicht.“

Sie sieht ihn an. „Mir ist das aber wichtig, okay? Ich habe die ganze Woche gearbeitet, eingekauft, geplant… Ein bisschen Unterstützung wäre schön.“

Florian richtet sich langsam auf. „Na gut, dann helfe ich dir halt.“

Maries Stimme ist ruhig, aber angespannt. „Weißt du was? Genau das ist es nicht, was ich will.“

Er runzelt die Stirn. „Du hast doch gerade gesagt, ich soll dir helfen.“

„Ich will, dass du helfen willst, Florian.“

Er schweigt einen Moment. „Warum sollte ich das wollen?“

„Siehst du, genau das meine ich!“

 

Kommt dir das bekannt vor? Du sollst Komplimente machen, dich entschuldigen, helfen, mehr Zeit zusammen verbringen oder dich bedanken. Aber nicht auf den Wunsch deiner Partnerin oder deines Partners hin, sondern weil du es selbst willst. Die Botschaft lautet: „Ich will, dass du es willst, nicht dass du es nur tust.“ Solche Forderungen kommen in vielen Beziehungen vor und sorgen zuverlässig für Verwirrung und Unverständnis.

Die Lösung des Rätsels ist, dass es sich dabei gar nicht um normale Forderungen handelt. Es ist vielmehr der uralte Beziehungs-Check, der immer lautet: „Bist du da für mich?“ Doch weil es sich zu verletzlich und zu abhängig anfühlt, diese Frage zu stellen, wird sie kurzerhand in eine Forderung verpackt.

Es geht nie nur um den Abwasch. Es geht um die großen Themen: Siehst du mich? Bin ich dir wichtig? Der eigentliche Konflikt ist oft kein Haushalts-, Finanz- oder Sexproblem, sondern ein Bindungsproblem: ein Mangel an emotionaler Nähe, Verbundenheit und Mitgefühl.

Und genau das ist auch der Schlüssel zum Umgang mit solchen Forderungen. Wenn einer von beiden sie als Beziehungs-Check durchschaut, kann sie oder er das Gespräch von der Verhaltensebene auf die Bindungsebene lenken. Während es auf der Verhaltensebene darum geht, wer Recht hat und welchen Kompromiss man findet, geht es auf der Bindungsebene darum, welche Gefühle das auslöst und wie man die emotionale Verbindung stärken kann. Marie hätte beispielsweise sagen können: „Wenn du dich zurückziehst, fühlt es sich für mich an, als wäre ich dir nicht wichtig. Ich muss merken, dass wir da zusammen drin sind.“ Oder Florian hätte sagen können: „Ich glaube, ich habe das gerade völlig falsch verstanden. Als du meintest, du willst, dass ich helfe, habe ich nur gehört, dass ich wieder was falsch mache. Aber ich vermute, du willst gar nicht nur Hilfe beim Aufbauen. Du willst auch wissen, ob du mir wichtig bist. Ob ich da bin. Kann das sein?“

Next Level für deine Beziehung
Denke an einen aktuellen oder zurückliegenden Konflikt in deiner Partnerschaft. Worum ging es dabei tatsächlich?

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