Das Leben mit mir selbst empfinde ich als relativ einfach. Ich kann beispielsweise total gut nachvollziehen, weshalb mir etwas wichtig ist. Ich finde, meine Wünsche und Befürchtungen sind berechtigt und ich bin meistens mit mir einverstanden. Mit mir selbst komme ich normalerweise recht gut aus.

Kompliziert wird es ab dem Augenblick, in dem ich mit einer anderen Person in Beziehung trete. Plötzlich treffen zwei unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Erfahrungen aufeinander. Erschwerend kommt dazu, dass die beiden auch noch verschiedene Ziele verfolgen. Beide handeln irrational, machen Fehler und verletzen einander. Sie sind nicht ganz ehrlich und verstecken immer einen kleinen Teil von sich selbst. Kein Wunder entsteht da Reibung, kein Wunder ist das anstrengend.

Da drängt sich eine Frage auf: Wozu um alles in der Welt hat sich Gott das so ausgedacht? Ist das nötig? Wieso wollen wir Menschen keine Einzelkämpfer sein, sondern streben nach Beziehungen und Gemeinschaft?

Unsere Persönlichkeit wird dort geformt, wo wir auf andere treffen. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber brachte es auf den Punkt: „Der Mensch wird am Du zum Ich“. Nur in Beziehung zu einem Du kann sich unser Ich entwickeln. Mit Du meint Buber dabei sowohl unsere Mitmenschen als auch Gott als das „ewige Du“.

Dass wir unsere eigene Identität in Beziehung zu einem Gegenüber entwickeln, gilt insbesondere auch für die Ehe. Eine lebenslange Beziehung bietet Sicherheit und ist gleichzeitig ein Schleifstein für unseren Charakter. Diese außergewöhnliche Kombination ist einzigartig und bietet auch aus psychologischer Sicht ideale Voraussetzungen für persönliches Wachstum.

Und trotzdem bemitleiden wir uns häufig selbst wegen der zusätzlichen Herausforderungen, die eine Beziehung mit sich bringt. Diese Opfermentalität ist fehl am Platz, sie behindert uns. Doch glücklicherweise können wir sie überwinden. Am besten gelingt uns das, wenn wir unsere Partnerschaft als eine Chance sehen, an einem Du zum Ich zu werden.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Wo bist du in deiner Beziehung herausgefordert, einen nächsten Schritt in deiner Persönlichkeitsentwicklung zu tun, statt dich selbst zu bemitleiden?

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