In einem Experiment erhielten Studenten jeweils fünf Ratten, die einen Irrgarten durchlaufen mussten. Der einen Hälfte der Studenten wurde mitgeteilt, dass ihre Ratten speziell gezüchtet wurden, um schnell den Weg aus dem Labyrinth zu finden. Der anderen Hälfte wurde erklärt, dass sie besonders dumme Ratten erhalten hätten. In Wahrheit kamen jedoch alle Ratten vom gleichen genetischen Stamm, waren also weder besonders dumm noch besonders schlau. Doch erstaunlicherweise zeigten die Ratten, die als besonders intelligent galten, deutlich bessere Leistungen als die Ratten, von denen man glaubte, sie seien dumm.

Dass unsere Erwartungen das Verhalten von Tieren beeinflusst, ist schon ziemlich erstaunlich. Noch verblüffender ist, dass dies auch bei Menschen funktioniert. Schon 1965 gaukelte der Psychologieprofessor Robert Rosenthal in einem Experiment an einer Schule den Lehrerinnen vor, man hätte mit einem Test die 20 Prozent der Schüler identifiziert, die im nächsten Jahr die größten Fortschritte machen werden. In Wirklichkeit wurden diese 20 Prozent aber einfach ausgelost. Und tatsächlich: Nach 8 Monaten war der IQ der Kinder mit angeblich besonders hohem Leistungssteigerungspotenzial deutlich stärker angestiegen als der IQ der anderen Kinder. Weitere vier Monate später wurde dieses Ergebnis mit einem erneuten Test bestätigt. Was die Lehrerinnen fälschlicherweise erwartet haben, ist eingetroffen. Die Lehrerinnen sahen die vermeintlich talentierten Kinder mit anderen Augen und verhielten sich dann so, dass sie tatsächlich intelligenter wurden.

Diese Art von selbsterfüllenden Prophezeiungen wird Rosenthal-Effekt genannt. Er tritt auch in unserer Partnerschaft auf. Das Bild, das wir von unserem Gegenüber haben, wird ihr oder sein Verhalten beeinflussen. Wenn eine Frau also glaubt, ihr Mann sei unzuverlässig, dann wird er auch unzuverlässig werden.

Der Grund dafür ist, dass unsere Erwartungen unseren Umgang mit dem Partner beeinflussen. Die Frau, die ihren Mann für unzuverlässig hält, behandelt ihn auch so, als sei er unzuverlässig. Das wiederum wird bei ihm dazu führen, dass er tatsächlich auch unzuverlässig wird. Genau wie bei den Ratten und den Schülern.

Henry Ford soll einmal gesagt haben: „Egal was du denkst, du wirst immer recht behalten.“ Es lohnt sich also, sich bewusst vorzunehmen, positiv vom eigenen Partner zu denken und so den Rosenthal-Effekt für die eigene Beziehung zu nutzen.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Rufe dir zehn gute Eigenschaften deines Gegenübers in Erinnerung. Damit nährst du ein positives Bild von ihm oder ihr.