Jan und Andrea sitzen auf dem Sofa und schweigen sich an. Er würde am Wochenende gerne wandern gehen. Sie hingegen würde lieber zu Hause bleiben. An sich keine große Sache, hätten sie nicht erst gestern eine ganz ähnliche Diskussion gehabt. Sie waren sich uneinig, ob sie den warmen Abend noch für ein Bad im See nutzen oder lieber einen Film schauen sollten. Solche Gespräche wiederholen sich in ihrer Partnerschaft ständig: Jan möchte, wenn immer möglich, draußen etwas unternehmen, Andrea lieber in den eigenen vier Wänden entspannen.

Jetzt, als die Diskussion ums Wochenendprogramm zu gegenseitiger Frustration und Schweigen geführt hat, erinnert sich Andrea an etwas, das sie kürzlich gelesen hat. «Lass uns das Problem vor uns schieben», sagt sie.

Jans Mine wandelt sich von ärgerlich zu fragend. Andrea erklärt: «Du weißt doch, so dass wir die Sache nicht mehr zwischen uns haben, sondern uns zusammentun und gemeinsam auf das Problem schauen.» Um ihre Aussage zu veranschaulichen, nimmt sie das Kissen, das zwischen ihnen lag, und legt es auf den Tisch vor ihnen.

Der Trick von Andrea hat sich schon in vielen Beziehungen bewährt. Wenn wir einen Konflikt haben, können wir wählen, wer unser Feind ist. Es ist entweder unser Gegenüber oder die Sache.

Wenn das Gegenüber der Feind ist, ist Jan ein Zappelphilipp und Andrea eine Stubenhockerin und sie versuchen, sich gegenseitig zu verändern. Sobald sie sich aber zusammentun und das Problem vor sich hinstellen, verändert sich der Fokus. Sie haben dann plötzlich einen gemeinsamen Feind. So bekämpfen sie sich nicht länger gegenseitig, sondern versuchen gemeinsam den bestmöglichen Umgang mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu finden. Ein gemeinsamer Feind schweißt bekanntlich zusammen, statt dass er trennt.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Welchen Konflikt könntet ihr als gemeinsamen Feind betrachten, statt euch gegenseitig verändern oder bekämpfen zu wollen?