Es ist im wahrsten Sinn des Wortes dicke Post respektive ein dicker Briefumschlag, der in diesen Tagen in vielen Familien im Briefkasten landet. Denn jetzt wird die Einteilung in Kindergartenklassen kommuniziert und die Eltern gleichzeitig mit einer Fülle von Informationen von A-Z versorgt – inklusive Kindergarten-Knigge, einer umfangreichen To-do-Liste und ersten Terminen.

Was geschieht eigentlich mit Eltern, wenn ein Kind in der Kindergarten kommt? Was macht es mit uns, wenn plötzlich aussenstehende Personen zu Recht oder auch nicht vorgeben, wie, wann und wo wir etwas machen sollen? Nehmen wir das locker oder fühlen wir uns fremdbestimmt?

Apropos Informationen von A-Z: Z wie Znüni gibt häufig viel zu reden. Manchmal kommen die Neu-Kindergarteneltern aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bananen (wie bitte?), Süßigkeiten (darauf wäre man auch selbst gekommen) und Weißbrot (hat die Kindergartenlehrperson keine grösseren Probleme?) sind verboten. Das Kind soll bitte zuhause frühstücken, geschlossene Finken sind Pflicht und vielerorts findet, kurz nach dem Erhalt des Briefumschlags und bevor der Kindergarten überhaupt begonnen hat, bereits der erste Elternabend statt. Wer noch nie an einem Elternabend im Kindergarten war: Es lohnt sich, wenn derjenige Elternteil geht, der beim Basteln nicht zwei linke Hände hat…

Ich gehe bewusst davon aus, dass für die Person, der wir unsere Kinder für eine bestimmte Zeit am Tag anvertrauen, das Wohl unseres Kindes wichtig ist. 

Für das Kind beginnt beim Eintritt ins Schulsystem, wie man so schön sagt, der Ernst des Lebens; für viele Eltern – vor allem beim ersten Kind ist es das Ende der grossen Freiheit. Die meisten Kinder meistern diesen Wechsel ohne grosse Probleme, wenn man sie nur lässt und aufmerksam und unterstützend begleitet. Für uns Eltern ist dieser Wechsel möglicherweise eine grössere Herausforderung. Da redet uns jemand rein, wir fühlen uns fremdbestimmt und nicht immer auf Augenhöhe behandelt. Richtig ist: Spätestens jetzt müssen wir uns in etwas Größeres einfügen und finden heraus, ob wir als Familie mit dem Schulsystem kompatibel sind oder sein wollen. Es kann zuerst einmal ungute Gefühle hervorrufen, wenn uns plötzlich von Außen gesagt wird, was wir zu tun haben. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass im Verlauf der Schulzeit auch unser Kind einmal nicht den optimalen Schulweg, die beste Klasse oder die verständnisvollste Lehrperson hat. So ist das Leben. Unsere elterliche Aufgabe ist es, einen guten und erwachsenen Weg zu finden in diesen neuen Abschnitt. Zwei Dinge bewähren sich (für mich): 

  • Ich gehe bewusst davon aus, dass für die Person, der wir unsere Kinder für eine bestimmte Zeit am Tag anvertrauen, das Wohl unseres Kindes wichtig ist. 
  • Ich wechsle immer mal wieder die Perspektive: Eine Kindergartenlehrperson übernimmt jedes Jahr neue Kinder. Einige sprechen kein Deutsch, andere werden Mühe haben mit der Pünktlichkeit und die dritten leiden unter Trennungsschmerz von den Eltern. Andere werden trotz Verbot jeden Tag Cola und Schokoriegel mitnehmen. Wieder andere kommen aus Familien, in denen die Eltern mit dem Leben nicht zurechtkommen und die Kinder im besten Fall kein Frühstück erhalten und im schlimmsten Fall ihr Leben mehr oder weniger selbst bewältigen müssen. Eine Lehrperson muss davon ausgehen, dass nichts selbstverständlich ist – was unter anderem zum dicken Briefumschlag mit Informationen von A-Z führt. Er kommt von einer Lehrperson, die sich kümmert. 

Aus der Fülle dieser Informationen können wir das aufnehmen, was uns betrifft. Und wir dürfen Lernende bleiben und durchaus ab und zu Inputs von aussen aufnehmen – auch wenn wir nicht danach gefragt haben.

Die Emotionen unseres Kindes werden vermutlich in den ersten Kindergartentagen (-wochen) wie ein Pendel hin- und herschwingen. Wir sollten diese Schwingungen nicht verstärken, in dem wir mit unseren Emotionen mitschwingen. Entspannte und gefestigte Eltern geben dem Kind die nötige Sicherheit. Lasst uns also entspannt und mit Wertschätzung gegenüber der Lehrperson dieses neue Kapitel im Leben als Familie angehen!  

Wie geht es dir, wenn bei deinem Kind Veränderungen anstehen, die euch als ganze Familie beeinflussen? Das kann der Eintritt in die Kita, in den Kindergarten, eine neue Klasse, ein Schulhauswechsel etc. sein. 
Nimmst du es eher locker oder bist du in Gefahr, emotional stark mit zu schwingen? 
Wie kannst du Gefühle und Verhalten ändern, so dass du dein Kind gut begleiten und unterstützen kannst? 

Alexandra Kämpf ist verheiratet mit Richard. Zusammen haben sie drei  Töchter im Alter von 10, 17 und 20 Jahren.

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und verantwortet dort die Ehe- und Elternkurse.