Hammer und Tanz ist ein Begriff aus unserem neuen Covid-19 Alltag. Ich habe mich schlau gelesen, nachdem ich den Begriff zum ersten Mal gehört habe. Zusammengefasst geht es darum, mit einschneidenden Maßnahmen (= dem Hammer) die Zahl der Neuerkrankungen massiv zu senken und dann, wenn dieses Ziel erreicht ist, einzelne Maßnahmen so zu lockern, dass wieder ein Stück bekannter Alltag einkehren kann, ohne dass die Zahl der Neuerkrankungen ansteigt (= tanzen auf der Welle).

Soweit die Theorie. Gegen Ende der letzten Woche habe ich festgestellt, dass das mehr mit mir und meiner Familie zu tun hat, als mir lieb ist… Die Angewöhnung und mittlerweile Versöhnung mit dem Hammer «Lockdown» hat stattgefunden. Es geht uns gut in dieser Zeit. Wir sind gesund und mit allem versorgt. Unsere Älteste, die zur Risikogruppe gehört, trifft weise Entscheidungen. Meine Eltern halten sich zu Hause still und sind in Sicherheit. Und wir genießen die unverhoffte und intensive Zeit mit unseren drei Töchtern.

Aber die Situation beschäftigt uns. Mittlerweile bedrücken uns nicht mehr nur die News aus anderen Ländern. Wir kennen Betroffene und wissen um die Situation im nahegelegenen Spital. Wir vermissen unsere Freunde und unsere Familien. Gemeinsam mit anderen Christen stehen wir jeweils am Donnerstagabend auf dem Balkon, zünden eine Kerze an und beten für alles Mögliche.

Und zeitlich leicht verzögert zum Hammer «Lockdown» ist uns bewusst geworden, dass wir es nicht auf die Reihe kriegen mit Homeoffice und Homeschooling. Bedingt durch die Krise arbeitet mein Mann sehr viel mehr, auch am Wochenende. Wie lange noch wissen wir nicht. Auch mein Job ist herausfordernd. Es gäbe so viel zu tun. Nur: Diese hohe Arbeitsbelastung und das Homeschooling unserer Jüngsten schaffen wir nicht. Dieser Tanz funktioniert nicht. Zumindest nicht längerfristig und ohne auf Notbetreuung der Schule und Hilfe von außen zugreifen zu können.

Es ist Zeit, einen neuen Tanz zu lernen!

Ich mag es einfach und pragmatisch. In diesem Fall allerdings erst, nachdem meine Gedanken und Emotionen Achterbahn gefahren sind. Drei Fragen* helfen mir, eine Lösung für die nächsten Wochen ohne Präsenzunterricht zu finden, bei der niemand zu viel Federn lassen muss:

  • Was mache ich weiterhin?
  • Was mache ich neu?
  • Was mache ich weniger?

Die Antwort auf die erste Frage ist relativ einfach: Essen, Schlafen, Brot backen… Neu dazu kommt einiges. Wir versuchen die Krise auch als Chance zu begreifen. Einer von uns Eltern muss das Homeschooling übernehmen und unserer Jüngsten schlicht und einfach die Zeit geben, die sie jetzt braucht. Das wird mein Part sein. Und solange ich nicht basteln muss, ist das für mich in Ordnung : -)

Bei der dritten Frage wird es einfach und schwierig zugleich: Einer der neuen Tanzschritte heißt nämlich «Mama reduziert ihr Arbeitspensum während der Homeschoolingphase». Ehrlicherweise habe ich hier den Eindruck, gerade sehr viel Federn zu lassen. Unsere Vorstellungen, wie wir als Paar und Eltern leben möchten, lassen sich momentan nicht umsetzen. Ich liebe meinen Job und muss nun verzichten. Dieser neue Tanzschritt ist nicht fair. Aber auch die Arbeitssituation meines Mannes ist weit weg von seinen Idealvorstellungen. Wir verzichten beide und lassen uns ein Stück weit von der Krise fremdbestimmen. Wir sind nicht Superman und Superwoman.

Unsere Vorstellungen, wie wir als Paar und als Eltern leben möchten, lassen sich momentan nicht umsetzen.

Der neue Tanzschritt entlastet uns alle. Ich beginne, mich auf die neue Erfahrung zu freuen. Wir machen’s einfach! Mit dem Wissen, dass es nur eine Phase ist, beginnen wir, auf der Welle zu tanzen.

 

Deine Familie und du, ihr tanzt euren eigenen Tanz. Wie geht es euch aktuell dabei? Möchtet oder müsst ihr etwas Neues ausprobieren? Was könnt oder müsst ihr dafür aufgeben?

 

*Diesen drei Fragen bin ich im Blog der Crossroads Church Basel begegnet.

Alexandra Kämpf ist verheiratet mit Richard. Zusammen haben sie drei  Töchter im Alter von 7 bis 18 Jahren. Mit Homeoffice und Homeschooling hat sie Neuland betreten.

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und verantwortet dort die Ehe- und Elternkurse.