„Mama, kannst du mir noch ein Buch vorlesen?“ Welcher Vater, welche Mutter kennt diese Frage nicht? Ich habe sie von meinen Kindern meist am Abend gehört, beim Zubettbringen. Und habe dann manchmal den kleinen Rest an Geduld, der nach einem anstrengenden Tag noch irgendwo übrig war, zusammengekratzt, um meinen Kindern diesen Gefallen zu tun. War ich an dem Tag entspannt, habe ich diese besondere, ungestörte Zeit mit den Kindern und das gemeinsame Kuscheln beim Büchervorlesen selbst sehr genossen. Auch tagsüber habe ich diese Frage oft gehört, z.B. wenn Langeweile aufkam, ein Kind krank zuhause im Bett lag oder es sich nach ein wenig ungestörter Aufmerksamkeit von Mama oder Papa sehnte. Es gab Lieblingsbücher, die unsere Kinder wieder und wieder hören wollten, so dass ich sie auswendig hätte hersagen können, was natürlich in den Augen der Kinder kein „richtiges“ Vorlesen ist.

Manchmal war es anstrengend, wieder und wieder das gleiche Buch in die Hand zu nehmen und vorzulesen. Es war natürlich auch nicht immer möglich; manchmal musste ich ein Kind auch auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten. Heute bin ich froh, dass die Welt der Bücher viel Raum in unserem Familienleben mit den jüngeren Kindern hatte. Auch die Großeltern haben durch Vorlesen und Büchergeschenke zur „Bücherliebe“ in unserer Familie beigetragen. Unsere Töchter erinnern sich auch gern an die Besuche in der Stadtbibliothek, in der sie sich nach Herzenslust Bücher aussuchen durften. Und als mein Mann ihnen eines Tages die Kiste mit den Abenteuerbüchern auf dem Dachboden zeigte, die er selbst als Kind gelesen hatte, war das für sie wie das Entdecken eines unverhofften Schatzes.

Durchs Lesen haben sie ihren Horizont erweitert, neue Perspektiven kennengelernt und nebenbei ihre sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten trainiert.

Heute bin ich froh, dass meine Kinder durchs Lesen schon früh eine Möglichkeit kennengelernt haben, ihre Fantasie zu beflügeln, sich zu entspannen und später dann auch einmal alleine mit einem Buch zu beschäftigen. Durchs Lesen haben sie ihren Horizont erweitert, neue Perspektiven kennengelernt und nebenbei ihre sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten trainiert. Sie lesen auch heute noch gern. Auch das Vorlesen aus der Kinderbibel und christlichen Büchern wie z.B. den Narnia-Büchern von C.S. Lewis für die größeren Kinder gehörte für uns mit dazu. So wollten wir Werte, die uns wichtig sind, an unsere Kinder weitergeben.

Ganz ehrlich: Ich liebe Bücher und ich habe meine Kinder gern mit meiner „Bücherliebe“ angesteckt, auch wenn die Vorlesezeiten in der Kleinkindphase manchmal anstrengend oder eintönig waren. Heute denke ich, es war gut investierte Zeit.

Wie geht es dir damit? In welchen Situationen gehören Bücher mit zu eurem Familienalltag? Welches Buch hast du als Kind geliebt? Wie kannst du die Lust am Lesen fördern? Welche Bücher kennst du, die gute Werte vermitteln?

Ulrike Mohring ist verheiratet mit Olaf. Sie haben zwei erwachsene Töchter.

Sie arbeitet bei Alpha Deutschland und ist dort für die Ehe- und Elternkurse verantwortlich.