Wie schnell die Zeit vergeht, merken wir als Eltern auch am Wachstum und der Entwicklung unserer Kinder. Je nach Alter der Kinder verändern sich Sprache und Themen und damit das Familienleben. Wir merken das besonders bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Haben wir Eltern früher das Gespräch zu den damals noch jüngeren Kindern gesucht und unsere eigenen Themen eingebracht, stehen nun viel mehr die Themen (und Launen) unserer Jugendlichen im Mittelpunkt. Als unser jüngster Sohn auch noch mit dem Schulhof-Slang und Ausdrücken deutscher YouTuber auftauchte, mussten wir schon etwas leer schlucken.

Wie gehen wir als Eltern mit solchen Bereicherungen um, wenn diese uns überfordern, Mühe machen oder nicht unserer Sprache und unseren Werten entsprechen?

Im Umgang mit meinen Kindern habe ich einiges schon gelernt bzw. ich lerne immer noch, auf hilfreiche Art und Weise zu reagieren:

  • Ich versuche zuerst mal gut zuzuhören und nicht sofort heftig zu intervenieren. Leider gelingt mir das nicht immer und dann nimmt das Gespräch ein abruptes Ende.
  • Ich versuche in die Lebenswelt meiner Kinder einzutauchen, mich für ihre Themen zu interessieren, für das was sie erleben und was sie irgendwo aufgenommen haben. Ich versuche nachzuvollziehen, wieso sie dieser Slang anspricht oder dieses Thema so fasziniert.
  • Ich muss aufpassen, dass ich echt und authentisch bleibe und nicht ihre Sprache annehme. Ich möchte mich nicht mit ihrem Slang anbiedern, bloß um gut anzukommen und ihre Gunst zu gewinnen. Auch wenn mir eine gute, harmonische Beziehung zu meinen Kindern sehr wichtig ist, sind es meine Kinder und nicht meine Freunde.
  • Ich versuche meine Ãœberzeugungen, meine Werte und meine Haltung auf hilfreiche Art und Weise weiterzugeben. Zuerst muss ich mir selbst eine Meinung bilden und kann diese dann meinen Kindern weitergeben: „Ok, das ist deine Meinung. Ich persönlich finde…
  • Ich bespreche diese Themen mit meiner Frau. Wir gehen unterschiedlich mit solchen Themen und Herausforderungen um und müssen uns darum gut miteinander absprechen, um einander nicht in den Rücken zu fallen.

„Jetzt hast du aber schön geblufft“, meinte meine Frau, als ich ihr die obigen Zeilen zeigte. Da hat sie recht, dass die obigen Punkte ein Best-of aus guten Zeiten sind. Es gibt auch Tage, an denen jegliche Kommunikation mit unseren Jungs auf der Strecke bleibt und wir von ihnen höchstens die Türe zu schlagen hören… Und es kommt schon mal vor, dass am Tisch plötzlich nur noch unsere Jungs miteinander sprechen, meine Frau und ich etwas rat- und sprachlos dasitzen und uns kaum mehr eingeben können. Das gilt es manchmal auszuhalten, still zu sein (Klappe zu halten) und zu genießen, dass sie noch mit uns am Tisch sitzen.

Es ist unser Part, ihre Welt zu verstehen und unsere Werte und Ansichten für sie zugänglich und attraktiv zu machen.

Ja, unsere Rolle als Eltern verändert sich und wir sind vordergründig nicht mehr so wichtig und interessant für unsere Kinder wie in früheren Zeiten. Trotzdem brauchen sie uns noch und drücken das aus, indem sie uns zwischendurch auch mal herausfordern und testen. Manchmal dürfen wir uns auch laut entsetzen über das „was läuft“, aber nicht vergessen, dass unsere Kinder in einer ziemlich anderen Welt aufwachsen, als die Welt (für unsere Kids eine „Steinzeit“…) in der wir aufgewachsen sind. Es ist unser Part, ihre Welt zu verstehen und unsere Werte und Ansichten für sie zugänglich und attraktiv zu machen. Schön wenn die Kommunikation zwischen den Generationen funktioniert, selbst wenn es nur digital geschieht. Dann kann ich mich sogar freuen, wenn mir mein Sohn ein WhatsApp schickt, mit Herzchen und der Kurzaussage: „Ehremaa!!“

Irgendwann erweitern unsere Kinder den Radius und lernen die Welt ausserhalb des Elternhauses kennen. Spätestens mit dem Beginn des Kindergartens nimmt der Einfluss von aussen zu. Welche Gefühle löst das bei dir aus? Wie gehst du damit um, wenn das, was von aussen kommt, so ganz anders und nicht unbedingt wünschenswert ist?

Beat Bachmann ist verheiratet mit Damaris. Gemeinsam haben sie drei Söhne (12, 14 und 17 Jahre).

Er arbeitet in der Gemeinde-Entwicklung der EMK Schweiz und als Religionslehrer.