Bei Campus für Christus zu arbeiten hat wunderbare Höhepunkte, wie zum Beispiel die eine Woche im Herbst: unsere Retraite für alle Mitarbeitenden und ihre Familien. Neben inspirierenden Zeiten für die Erwachsenen und Sport und Spiel für die ganze Familie gibt es Kinderprogramme für jede Altersstufe. Für die Kinder sind das tolle Ferien mit Gleichaltrigen und für die Eltern ist es eine inspirierende Auszeit mit viel Begegnung und Freizeit. Was will man mehr!

Die diesjährige Retraite ist bereits Geschichte. Sie hat unsere Erwartungen vollumfänglich erfüllt resp. in vielerlei Hinsicht sogar übertroffen. Eine Herausforderung hatten wir allerdings in den letzten beiden Retraiten. Unser Kleinster (dreieinhalb Jahre alt) wollte partout nicht am Kinderprogramm teilnehmen. Letztes Jahr versuchten wir jeden Tag, ihn dazu zu bringen. Sobald er aber merkte, dass wir nicht mehr da waren, brach der Tränendamm und wir hatten keine andere Wahl, als ihn mit ins Plenum zu nehmen.

Das kostete uns viel Zeit und Nerven. Jeden Morgen wurde einer von uns um die erste halbe Stunde des Programms gebracht. Das führte meistens zu schlechter Stimmung zwischen uns als Paar. Warum wollte der Kleine partout nicht ins Kinderprogramm? Sonst war er doch auch mit den anderen Kindern zusammen und spielte fröhlich. Wir konnten es uns nicht erklären.

Dieses Jahr sollte es anders werden – so hofften wir. Es gab eine 45-minütige Eingewöhnungszeit vor dem ersten Programm und wir waren guter Dinge, dass er danach bleiben würde. Immerhin war er jetzt ein Jahr älter. Doch dann tauchte meine Frau mit ihm im Erwachsenenprogramm auf und ich verstand die Welt nicht mehr. Was war mit unserem Kind los? Wir versuchten es am nächsten Tag noch einmal – vergeblich. Wir kapitulierten und nahmen ihn von da an von Anfang an in unser Programm mit.

Irgendwann hat es dann bei mir geklingelt. In den Referaten für die Erwachsenen ging es um Perspektivenwechsel in theologischen Fragen. Also darum, wie wir Dinge, die wir durch jahrzehntelange Prägung immer aus dem gleichen Blickwinkel betrachten, auch mal anders sehen könnten. Mit meinem Jüngsten auf dem Schoß und diesen Gedanken in den Ohren lag es nahe, die Prinzipien auf diese Situation zu übertragen. Welche andere Perspektive auf die Situation konnte ich gewinnen? Sie lag auf der Hand, oder besser gesagt, sie saß auf meinem Schoß. Mein Kind war nicht untätig, aber er störte die Versammlung in keiner Weise. Im Gegenteil, die anderen freuten sich über die Fröhlichkeit unseres Kindes.

Manchmal braucht es gar keine anderen Umstände, sondern nur eine andere Perspektive, einen anderen Blickwinkel. Und schon ist die Freude wieder da.

In der Pause sprach ich mit meiner Frau darüber und wir beschlossen, uns gemeinsam darüber zu freuen, dass unser Jüngster sich so einfach in ein Erwachsenenprogramm mitnehmen ließ. Von nun an konnten wir uns entspannt zurücklehnen und uns freuen, wenn uns andere auf den Kleinen ansprachen. Manchmal braucht es gar keine anderen Umstände, sondern nur eine andere Perspektive, einen anderen Blickwinkel. Und schon ist die Freude wieder da. Gerade bei Dingen, die man selbst nicht in der Hand hat, kann das ein befreiender Ansatz sein.

Gibt es bei euch festgefahrene, scheinbar unlösbare familiäre Themen?
Welchen Perspektivwechsel könntest du vornehmen?
Wie sieht Gott die Situation?

Matthias Maurer ist verheiratet mit Evi. Zusammen haben sie drei Söhne im Alter von dreieinhalb, sieben und neun Jahren.

Er arbeitet bei Athletes in Action und liebt es, sich zu bewegen, vor allem auf der Joggingrunde und auf dem Tennisplatz. Er leitet die Projektwoche Züri Oberland und freut sich, den Kids seiner Region eine Ferienwoche anzubieten, bei der Sport und Glaube sich verbinden.