„Und wer ermutigt mich?“ Die Frage von Ulrike Mohring aus dem letzten Blogbeitrag hat mich beschäftigt. In den letzten Wochen und Monaten benötigten unsere Kinder eine Extraportion Ermutigung. Ich wurde quasi zur Ermutigerin vom Dienst – mit Ausnahme jener Zeiten, in denen ich selbst Ermutigung nötig gehabt hätte. Dann musste ich zuerst selbst wieder das Gespräch mit Gott suchen.

Ermutigung von anderen Menschen ist ein Geschenk. In Erinnerung geblieben ist mir ein Erlebnis, das ich vor ein paar Monaten machte. Wir waren als Campus-Crew an der jährlichen Retraite, einem Anlass, der jeweils mit Kind und Kegel stattfindet. Beim gemeinsamen Essen wandte sich eine Arbeitskollegin zu mir und meinte: «Wenn alle Kinder so wären wie deine, dann wäre die Welt ein besserer Platz.» Wow! War das jetzt real oder hatte ich das geträumt?

Anstatt zu schweigen, fasste sie ihre Gedanken in Worte und hat mich damit ermutigt und meiner Seele wohlgetan.

Es war real, und es löste bei mir widersprüchlichste Gefühle und Gedanken aus. Wie um alles in der Welt kam sie darauf, so etwas zu sagen? Sie hatte eines unserer Kinder bei einer Aktivität beobachtet, sein Potenzial gesehen, sich daran gefreut. Anstatt zu schweigen, fasste sie ihre Gedanken in Worte und hat mich damit ermutigt und meiner Seele wohlgetan.

Um es vorweg zu nehmen: Mir ist völlig klar, dass die Aussage meiner Kollegin maßlos übertrieben ist. Zudem kennt sie weder meine Kinder noch unseren Familienalltag gut genug. Aber ihre Aussage und ihr Blick auf mein Kind haben bei mir etwas ausgelöst. Sie lösten eine Spannung (auf), die damals in der Zeit vor der Retraite, bedingt durch Herausforderungen mit einem Kind, bei mir entstanden war. Die Worte meiner Kollegin haben aber auch Langzeitwirkung. Sie machen mir Mut, wenn mir die Energie auszugehen droht oder ich vom Alltag überwältigt werde.

Manchmal kommt Ermutigung unerwartet. In der Regel aber braucht sie Mut – sie setzt voraus, dass ich meinem Umfeld, das mich ja ermutigen könnte, Anteil gebe an meinem Familienleben, meinen Gedanken und dem, was ich mit unseren Kindern an Herausforderungen erlebe. Je schwieriger eine Situation ist, desto mehr Ermutigung brauche ich – und desto mehr Mut wird notwendig sein, von meinen Ängsten und Herausforderungen zu erzählen (selbstverständlich gilt es auch hier das Kind in seinem Recht auf Privatsphäre zu schützen).

Zu merken, was Ermutigung bei mir bewirkt, macht mir Mut. Ich will meine Gedanken und Beobachtungen über andere Kinder aussprechen und ihre Eltern damit ermutigen.
Als Mutter oder Vater weiß ich, wo mein Kind seine besonderen Herausforderungen hat und wo es mit seinem Charakter oder seinem Verhalten aneckt. Automatisch sorge ich mich, ob und wie die Kinder später einmal ihr Leben meistern werden. Vielen Eltern, die ich kenne, geht es gleich.
Da ist der Junge, der einfach ein bisschen anders ist und sich schwertut mit Beziehungen zu Schulkollegen. Jetzt in der Pubertät sind die Eltern besonders gefordert. Aber dieser Junge ist intelligent, beobachtet genau und hat eine feine Wahrnehmung. Da ist das Mädchen, dem die Schule schwerfällt und dessen Eltern sich sorgen, ob es die Ausbildung schafft und später den Anforderungen im Berufsleben gerecht werden kann. Aber dieses Mädchen ist freundlich, unglaublich hilfsbereit und aufgestellt.

Sagen wir doch unseren Freunden und uns bekannten Eltern, was wir an ihren Kindern an Potenzial sehen und nennen wir das Gute und Schöne, das wir beobachten, beim Namen!

 

 

Wo wünschst du dir aktuell Ermutigung im Zusammenhang mit deinem Kind / deinen Kindern? Weißt du, was genau dich entmutigt? Was sind deine «Mutfresser»?

Erinnere dich an eine Situation, in der du Ermutigung erfahren hast: Was hat diese bewirkt?

«Sag mir mal was Schönes!» Wo und wie kannst du andere Eltern ermutigen? Nimm dir vor, in den nächsten Tagen eine andere Mutter / einen anderen Vater zu ermutigen.

Alexandra Kämpf ist verheiratet mit Richard. Zusammen haben sie drei  Töchter im Alter von 8 bis 18 Jahren. 

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und verantwortet dort die Ehe- und Elternkurse.