Lange ersehnt wurden die Sommerferien von uns allen. Und dann waren sie endlich da – freie Tage, Wochen und ein ganzer schöner Sommer zum Genießen.

Aber wie gehen Familienferien eigentlich? Spätestens nach den ersten zwei-drei Tagen stellten wir uns, wie viele andere Familien, diese Frage. Wie kommen alle auf ihre Kosten? Wie kann das Gefühl von Erholung und Ausspannen bei allen Familienmitgliedern aufkommen? Mit unseren Teenagern stellte sich dann auch die Frage: Geht das überhaupt noch gemeinsam?

Ferien lassen die Familie zusammenrücken, es gibt mehr Berührungs- und Reibungspunkte. Im Alltag lebt man als Familie, gerade mit Jugendlichen, oft mehr nebeneinander als miteinander. Alle haben ihre individuellen Tagesprogramme und es ist ein Kommen und Gehen während der ganzen Woche. In den Ferien merkt man wieder viel stärker: „Ach ja, wir gehören ja eigentlich zusammen“ und muss sich stärker miteinander auseinandersetzen.

Wir waren diesen Sommer als Familie sechs Tage mit zwei unserer jugendlichen Söhne (13 und 16 Jahre) auf einer Wander- & ÖV-Tour. Übernachtet haben wir jede Nacht an einem anderen Ort und oft in einem Raum. Das war eine der Herausforderungen; da trafen die unterschiedlichsten Bedürfnisse nach Ruhe, Schlaf und kühler Luft aufeinander.

Auch beim Tagesprogramm und der Frage, wie wir nun in dieser großen Hitze zum nächsten Ort kommen, waren die Vorlieben verschieden – vor allem bei der Startzeit und dem Wandertempo. Während ich mit Turnschuhen bereit zum Abmarsch war, schlummerten unsere Jungs noch friedlich im Zimmer. Auch unterwegs waren wir nicht immer als harmonisch wandernde Familie erkennbar.  Während der eine Sohn bereits im nächsten Dorf angekommen war, schlenderte der Rest der Familie mit größerem Rückstand hinterher. 

Uneinigkeit und Konflikte sind in Ferienzeiten wohl unausweichlich. Da braucht es viel Geduld mit dem jeweils anderen und laufend neue Abstimmung. „Lohnt es sich überhaupt, so Ferien zu machen?“ habe ich mich gefragt, als meine Geduld kurzzeitig aufgebraucht war und ich alleine und verärgert losgelaufen war. Aber nur wenige Stunden nach diesem Tiefpunkt erlebten wir bereits das Highlight unserer Tour. Wegen der großen Hitze entschieden wir, Fahrräder zu mieten und genossen nicht nur die Strecke im Fahrtwind, sondern freuten uns über toll ausgebaute Radwege, einen spontanen zusätzlichen Inseltrip und die Abkühlung im Bodensee. Dazu kam, dass wir vor dem großen Gewitter zurück in der Unterkunft waren. 

Diese „ungeschminkte“ Zeit mit großer Nähe kann uns als Familie neu zusammenschweissen – auch für den Alltag zu Hause.

Mein Fazit: Es hat sich unbedingt gelohnt, so Ferien zu machen! Wir hatten unterwegs gute Gespräche mit unseren Söhnen und als Paar. Wir entdeckten gemeinsam neue Orte und machten Erlebnisse, die uns nun verbinden. Diese „ungeschminkte“ Zeit mit großer Nähe kann uns als Familie neu zusammenschweissen – auch für den Alltag zu Hause. 

Aber wie war das nun mit Ausspannen und Erholen? Ach ja, da gab es doch diesen Moment, wo wir auf einer eigentlich unbequemen Mauer am See mit dem Kopf auf unseren Rucksäcken eine kurze Siesta machten und die Ruhe genossen… bis plötzlich eine tamilische Grossfamilie auftauchte, um gleich nebenan ihr Mittagessen einzunehmen!

Nimm dir Zeit für eine kurze Rückschau auf eure Sommerzeit/-ferien. Was war schön? Was weniger? Überlege dir: Welche Art von Ferien tut eurer Familie gut? Wie kannst du das beim nächsten Mal bestmöglich umsetzen?

Beat Bachmann ist verheiratet mit Damaris. Sie haben 3 Söhne im Alter von 13, 16 und 19 Jahren. 

Er arbeitet als diakonischer Mitarbeiter und als Religionslehrer bei der Evangelisch-Reformierten Kirche Olten.