Kennt ihr das mit dem guten und dem bösen Polizisten als Filmklischee? Wir kennen das auch aus unserem Elternsein. Und ihr? Bei uns gibt’s oft die liebe Mama und den strengen Papa. Bei meinen Eltern war es gerade umgekehrt.

Kürzlich haben wir festgestellt, dass wir in unseren Erziehungsstilen immer weiter auseinandertreiben. Warum? Weil ich es als Vater übertreibe mit der Strenge, reagiert meine liebe Ehefrau umso lockerer oder wie sie es nennt: herzlicher. Ich wiederum werde automatisch noch strenger mit unseren Mädchen, um das auszugleichen und weil die ja wirklich nicht gehorchen können, jedenfalls gemäß meiner Wahrnehmung.

Wir schaukeln uns gegenseitig auf und die Kinder erleben uns nicht als Einheit. Sie haben Schwierigkeiten, ihre Herzen mit meinem zu verbinden, lieben jedoch Mama und machen mit ihr was sie wollen. Wiederum meine Wahrnehmung.

Jedenfalls haben wir beschlossen, einmal einen Rollentausch zu machen. Ich bin neu der good Cop und meine Frau der bad Cop. Während ich mich für ein schauspielerisches Naturtalent halte (wenn auch ohne Erfahrung), fällt es meiner Frau hingegen nur schon schwer, ein Pokerface aufzusetzen. Nichtsdestotrotz versuchen wir uns beide im Rollentausch.

Ehrlich gesagt fällt es mir gar nicht so leicht. Wenn die Kinder mich auf die Palme bringen, fühle ich mich nicht wie im Urlaub unter der Palme, sondern auf der Palme. In diesen Stresssituationen sind schauspielerische Meisterleistungen auch für mich echt schwer zu vollbringen. Aber wir machen es zum Spiel und ziehen das Schauspiel möglichst in allen, auch weniger heiklen Situationen durch.

Ich stelle fest, dass ich auch anders kann in der Kindererziehung.

Ich zeige Erbarmen mit den Mädels, setze mich für sie ein, versuche Mama noch etwas Milde abzugewinnen und meine Frau versucht sich im Gegenteil. Sollten wir den Rollentausch mal vergessen, erinnern wir gegenseitig daran: In unserer Geheimsprache Englisch, was die Kinder noch nicht verstehen. Nun ja, mir macht es Spaß. Den Kindern hilft es, ihre Herzen mit mir zu verbinden, Mama besser zu gehorchen und am wichtigsten: Ich entwickle dadurch eine Bandbreite. Ich stelle fest, dass ich auch anders kann in der Kindererziehung. Auch die Art meiner Partnerin funktioniert ganz gut und fühlt sich gar nicht komisch an, sondern manchmal sogar besser. Ich kann einen Rollentausch trotz anfänglicher Verwirrung bei den Kindern herzlich empfehlen!

Wie stark unterscheidet sich der Erziehungsstil deines Partners / deiner Partnerin von deinem?

Erlebst du das eher positiv oder eher negativ?

Wo könntest du dir vorstellen, bewusst in eine andere Rolle zu schlüpfen und deine natürliche Grenze zu erweitern?

 

 

Stephan Hofer ist seit 7 Jahren mit Anna-Katharina verheiratet. Zusammen haben sie ein Dreimäderlhaus (0, 3, 5 Jahre) und leiten Athletes in Action Österreich.