Ich bin eine fürsorgliche Mutter. An den allermeisten Tagen kümmere ich mich gern um meine Kinder.

So kommt es auch immer wieder mal vor, dass ich am Morgen, wenn alle Kinder gleichzeitig das Haus verlassen, im Eingang stehe, fürsorglich die letzten Fragen stelle und einen leicht kritischen Blick auf sie werfe. Hat unsere Jüngste die Haare gekämmt, ist der Pullover unserer Mittleren fleckenfrei und das Shirt unserer Ältesten nicht zu kurz?

Meine Kommentare stoßen bei meinen Kindern nicht auf Begeisterung. Ein „Nein Mama, kämmen tut weh“ hier, ein Augenverdrehen dort und ein genervtes „Chill’s mal, Mama“ sind übliche Reaktionen. Sie definieren Fürsorge definitiv anders als ich. Aber wie?

Die amerikanische Schriftstellerin Toni Morrison hat es in einem Interview einmal so formuliert: «Wenn ein Kind den Raum betritt – dein Kind oder irgendein Kind – leuchtet dein Gesicht auf?»

Was sehen sie in meinem Gesicht, wenn sie am Morgen in Eile und nicht immer bester Laune die Treppe herunterkommen? Was sehen sie in meinem Gesicht, wenn sie nach einem anstrengenden Morgen in der Schule müde, hungrig und mit den unterschiedlichsten Gefühlen nach Hause kommen? Was sehen sie in meinem Gesicht, wenn sie mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen, weil sie aufgewacht sind und meine Gegenwart brauchen? Leuchtet mein Gesicht auf, wenn ich sie sehe? Haben sie bei mir einen sicheren Landeplatz? Spüren sie mein «Ich bin so froh, dass du da bist!»? Auch dann, wenn ich gerade überfordert bin, keine Lust habe oder ihr Verhalten unangemessen ist? Was sie in meinem Gesicht sehen, prägt sie: Gibt es ihnen Würde, Frieden und Mut? Oder eher nicht?

Leuchtet mein Gesicht auf, wenn ich sie sehe?

Mein Kinder möchten als Person gesehen werden. Sie wollen nicht, dass mein Blick an ihren Haaren oder Kleidern hängen bleibt.

Ich bin daran, meine Definition von Fürsorge auszuweiten. Situationen gibt es genug. Was in meinem Herzen ist, soll sich in meinem Gesicht spiegeln. Ich möchte in meinem Herzen und meinem Zuhause einen Raum schaffen, wo meine Kinder gesehen werden und sein dürfen. 

 

Wann und in welchen Situationen bleibt dein Blick nur an äußeren Dingen hängen? Wo konkret in den nächsten Tagen sollen deine Kinder in deinem Gesicht erkennen, dass du sie ganz siehst?

 

Vertiefende Gedanken (in Englisch) findest du hier.

Alexandra Kämpf ist verheiratet
mit Richard. Zusammen haben
sie drei Töchter im Alter von 
7 bis 18 Jahren.

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und
verantwortet dort die Ehe- und 
Elternkurse.