Diesen Frühling werden wir nach zweieinhalb Jahren endlich wieder einmal ein kinderfreies Wochenende als Ehepaar haben. Das Datum haben wir schon vor vielen Monaten mit unseren Freunden, die auf unsere drei Kinder aufpassen, abgemacht. Drei Wochen später werden wir als «Gegengeschäft» dann ihre drei Kinder ein Wochenende lang babysitten. Das Hotel inklusive Hot-Pot ist gebucht – auf der technischen Seite ist also alles perfekt vorbereitet.

Aktuell steigt die Spannung; wir fiebern auf das «magische» Wochenende hin und hoffen, dass niemand der Beteiligten – es sind ja immerhin deren zehn – krank wird. Natürlich möchten wir das Wochenende auch optimal nutzen: Romantische Zeiten zu zweit, gut essen, durch die Gassen der Stadt schlendern, aber natürlich sollen auch Bewegung und Entspannung nicht zu kurz kommen. Und ein wenig Zeit mit Gott wäre eigentlich auch noch angebracht, oder? 

Wie wird wohl das Wetter? Was machen wir, wenn es die ganze Zeit regnet? Und dann haben Männlein und Weiblein ja meistens noch leicht anders gelagerte Bedürfnisse, die befriedigt werden möchten. Bei mir gehört an so einem freien Wochenende zum Beispiel ausgiebiges Zeitungslesen dazu – meiner Frau sagt das nichts. Sie mag andere Aktivitäten lieber. 

Meine Bedürfnisse kollidieren mit dem, was möglich ist.

Ich stelle fest: Das sind hohe – zu hohe – Erwartungen an dieses Wochenende, die nie und nimmer alle erfüllt werden können. Meine Bedürfnisse kollidieren mit dem, was möglich ist. Und jetzt? Und überhaupt: Wie und in welchem Rahmen können wir Raum schaffen für unsere Bedürfnisse an Zweisamkeit und Romantik im Alltag, wenn Kinder da sind? Wie gehen wir damit um, dass unsere Großeltern schon gestorben sind bzw. die Kids nicht mehr hüten können? Das sind Dinge, die mich immer wieder umtreiben und für die es keine schnellen und einfachen Antworten gibt. Klar ist, dass die Kinder schnell größer werden und damit auch selbstständiger. Klar ist auch, dass wir uns bewusst für Kinder entschieden haben, was natürlich eine Einschränkung bedeutet. Klar ist auch, dass wir – ich habe mich gegen eine Karriere mit viel Lohn entschieden – nicht einfach ständig einen Babysitter bezahlen können. 

In der aktuellen Lebensphase hilft es aber bereits, wenn nur ein Teil meiner Bedürfnisse erfüllt wird und ich dieses Wochenende nicht im Vorfeld zur eierlegenden Wollmilchsau hochstilisiere.

Bei allem, was klar ist: Die Sehnsucht bleibt. Unsere eigenen Bedürfnisse und Erwartungen und die unserer Kinder; das ist und bleibt ein Spannungsfeld. In der aktuellen Lebensphase hilft es aber bereits, wenn nur ein Teil meiner Bedürfnisse erfüllt wird und ich dieses Wochenende nicht im Vorfeld zur eierlegenden Wollmilchsau hochstilisiere. Hauptsache, ich bleibe dran an Dingen, die mir/uns gut tun – weil wir damit auch den Kinder etwas Gutes tun.

Wo hast du deine eierlegende Wollmilchsau? Wie sieht für dich ein guter Umgang mit Bedürfnissen und Erwartungen aus?

Felix Rechsteiner ist verheiratet mit Regula. Zusammen haben sie drei Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren.

Er arbeitet beim Cevi Zürich.