Letzten Sonntag erhielt ich bereits zum Frühstück drei Geschenke: Eine Margerite im Topf, eine Packung meiner Lieblingschips und einen Upcycling-Schlüsselanhänger aus ehemaligen Nespressokapseln. Muttertagsgeschenke.

Als die Kinder den Tisch schon lange wieder verlassen hatten, saß ich mit einer Tasse Kaffee da und hing meinen Gedanken nach. Unter anderem dachte ich über mein eher gespaltenes Verhältnis zu Geschenken nach. Natürlich habe ich mich über die Geschenke meiner Kinder gefreut. Aber noch mehr gefreut habe ich mich über ihre Worte und ihre Umarmung und die gemeinsame Zeit am Tisch. Und auch ganz fest darüber, dass sie diesen anschließend ab- und die Küche aufräumten. Was ist los mit mir? Da drücken die Kinder mit einem Geschenk ihre Liebe zu mir aus und ich freue mich mehr über ihre Mithilfe im Haushalt?!

Wohlgemerkt, es geht dann nicht darum, dass wir als Eltern unsere Kinder nicht genug lieben, sondern dass diese sich nicht geliebt fühlen.

Am Muttertag wurde mir einmal mehr bewusst, dass es unterschiedliche Arten gibt, Liebe auszudrücken und dass sich Menschen nicht automatisch geliebt fühlen durch die vom Gegenüber gewählte Ausdrucksform von Liebe. Gary Chapman* nennt diese Ausdrucksformen in seinem Buch Liebessprachen. Dabei geht es um Folgendes: Erwachsene wie Kinder sehnen sich danach, bedingungslos geliebt zu werden. Bildlich gesprochen kann man sich vorstellen, dass es im Innern jedes Menschen einen Ort gibt, an dem Tank steht, der mit Liebe gefüllt werden will. Ist der Tank voll, fühlen wir uns geliebt. Ist er leer, lassen wir das andere häufig durch unser Verhalten spüren. Wenn zum Beispiel ein jüngeres Kind oft weint oder wütend wird oder ältere Kinder rebellieren oder unfreundlich sind, sagt das vermutlich etwas darüber aus, wie sehr sie sich geliebt fühlen. Wohlgemerkt, es geht dann nicht darum, dass wir als Eltern unsere Kinder nicht genug lieben, sondern dass diese sich nicht geliebt fühlen.

Wie kannst du das ändern und sicherstellen, dass das Kind deine Liebe auch tief im Herzen spürt? Indem du herausfindest, durch welche Form von Liebe (Liebessprache) es sich geliebt fühlt und ihm deine Liebe dann entsprechend zeigst. Gary Chapman nennt fünf Möglichkeiten, wie wir Liebe zum Ausdruck bringen können: Mit liebevollen Worten, gemeinsamer Zeit, durch körperliche Nähe, Geschenke oder Hilfsbereitschaft.

Kennst du die Liebessprache(n) deines Kindes? Kleinere Kinder können wir beobachten, mit größeren Kindern auch darüber sprechen. Je nach Alter kannst du es fragen, in welcher Situation und wodurch es sich speziell geliebt fühlte. Wenn das noch zu schwierig ist, kannst du die Frage vereinfachen: Über was freust du dich am meisten: Wenn ich dir mit Worten sage, wie sehr ich dich liebe? Wenn du ein Geschenk erhältst? Wenn wir gemeinsam Zeit verbringen? Oder wenn wir kuscheln? Oder wenn ich dir bei irgendetwas helfe?

Spricht jemand unsere Liebessprache, reagieren wir instinktiv und fühlen uns geliebt. 

Für mich fühlen sich manche Liebessprachen an wie Fremdsprachen. Ich lerne immer noch, mich besser auszudrücken, so dass meine Liebe bei meinen Kindern ankommt. Dass das Modell der Liebessprachen keine unwichtige Spielerei ist, merke ich meinen Kindern deutlich an. Es ist wie bei der Muttersprache, die ein Kind von klein auf versteht. Spricht jemand unsere Liebessprache, reagieren wir instinktiv und fühlen uns geliebt. Und wer überzeugt ist, dass er geliebt ist, fühlt sich sicher und bereit, Herausforderungen zu meistern, kann Freundschaften schließen und lässt sich nicht leicht von anderen beeinflussen.

Kennst du deine eigene Liebesprache und die deiner Kinder? Welche findest du leicht anzuwenden, welche fordert dich heraus? Wie kannst du dich darin weiterentwickeln?

*Gary Chapman, Die fünf Sprachen der Liebe oder Gary Chapman, Ross Campell, Die fünf Sprachen der Liebe für Kinder

Alexandra Kämpf ist verheiratet mit Richard. Zusammen haben sie drei  Töchter im Alter von fast 9 bis 19 Jahren. 

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und verantwortet dort die Ehe- und Elternkurse.