Ich mag Weihnachten. Ich mag unsere über die Jahre gewachsenen Traditionen in der Adventszeit. Ich mag es, wenn eine unserer Töchter schon Anfang November beim Abwaschen eine Playlist mit Weihnachtsliedern abspielt und in der Küche eine Familienparty steigt. Ich muss lächeln, wenn eine andere Tochter Ende November leicht unruhig wird, wenn das Haus noch nicht weihnachtlich geschmückt ist und verziehe keine Miene, wenn die dritte mir zum zehnten Mal eine aktualisierte Wunschliste zeigt. Das ist der einfache Teil.

Die Herausforderung liegt woanders. Die Vorfreude vermischt sich in diesem Jahr mit Unsicherheit. Mit oder ohne ist die Frage – damit gemeint sind Masken, Großeltern, Besuche, Essen und vieles mehr. Zumindest in unserer Familie stellen wir uns diese Fragen. Unsere Eltern gehören alle zur Risikogruppe. So gerne wir Weihnachten wie in den letzten Jahren mit allen Traditionen und mit Eltern und Geschwistern feiern würden, so wenig Sinn würde dies machen. Zudem erlauben die Maßnahmen nicht alles.

So bin ich in diesen Tagen auch häufig etwas nachdenklich, manchmal auch traurig oder wütend, weil die Pandemie kein Ende hat. Es ist Zeit, meine Gefühle und Erwartungen auszusortieren. Zwei Sachen werden mir dabei wichtig.

Erstens ist es Zeit für Neues. Mir persönlich ist es nicht so wichtig, auf welche Art wir Weihnachten feiern. Ich kann mir vieles vorstellen. Aber meine Kinder hängen an den Traditionen. Das ist auch gut so. In jedem Erziehungsratgeber wird Eltern geraten, Familienrituale und -traditionen zu haben. Sie geben in Zeiten wie der unseren Halt und vermitteln Geborgenheit. Ich habe nicht vor, alle Traditionen abzuschaffen, aber ich möchte die Gelegenheit nutzen und es wagen, mich auf Neues einzulassen. Aber was ist mit den Kindern? Schaffen wir es, ihnen Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und ihre Offenheit für Neues zu fördern? Was auf den ersten Blick ein Gegensatz zu sein scheint, ist bei genauerem Hinsehen keiner. Ein sicheres Kind, das sich geborgen fühlt, entwickelt eine Offenheit für Neues. Also pflegen wir diejenigen Traditionen, die möglich sind. Und probieren fröhlich Neues aus, wo die Umstände dies erfordern. The children will be fine – wie ein Buchtitel so schön sagt.

Er ist mittendrin – mitten in unserer Familie und mittendrin in dieser ver-rückten Zeit.

Zweitens geht es an Weihnachten um weit mehr als Vorfreude – in die sich dieses Jahr auch eine Portion Unsicherheit mischt. Vor mir haben schon Millionen von Menschen Weihnachten gefeiert, deren persönliche Umstände weitaus herausfordernder waren als meine. Keine einzige Person, die beim ersten Weihnachtsfest dabei war, saß umgeben von ihren Liebsten in der warmen Stube. Vermutlich beurteilten weder Maria und Josef noch die Hirten ihre Zukunftsaussichten als allzu rosig. Aber darum geht es nicht an Weihnachten. Es geht um Hoffnung. Natürlich weiß ich das schon lange und selbstverständlich vermitteln wir das unseren Kindern. Aber ich vermute, dass wir dieses Jahr viel bewusster feiern werden, dass Gott uns nahegekommen ist. Er ist mittendrin – mitten in unserer Familie und mittendrin in dieser ver-rückten Zeit. Ich spüre, wie sich in mir drin etwas verändert. Dass Gott mir nahe ist, verändert meine Vorfreude-Unsicherheit in echte Freude. Ich freue mich auf ein Weihnachten, an dem wir neue Hoffnung schöpfen und Hoffnung weitergeben dürfen.

Ich wünsche dir ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest!

Montagmorgen um 8 macht Winterpause. Der nächste Beitrag ist am 11. Januar 2021 in deinem Postfach.

Alexandra Kämpf ist verheiratet mit Richard. Zusammen haben sie drei  Töchter im Alter von 8 bis 18 Jahren. 

Sie arbeitet bei FAMILYLIFE und verantwortet dort die Ehe- und Elternkurse.