Wir haben ein Abendritual und normalerweise genieβen wir dieses. Aber ab und zu passiert es: Ein väterlicher Ausraster während dem Abendritual. Dabei war es gerade noch so schön: Zurückschauen auf den Tag, Singen und Beten vor dem Einschlafen. Manchmal steht im Alltag alles Kopf, aber dieses Ritual bleibt. Wie wichtig es auch für unsere Jungs ist, merken wir an ihrer Reaktion, wenn es auszufallen droht.

Es muss etwas geschehen!

Aber eben. Damit das Ritual funktioniert, müssen alle Beteiligten mitmachen. Nach einem actionreichen Tag – und das sind 97 % aller Tage – überwiegt die Müdigkeit bei uns allen. Purzelbäume statt Stillliegen, Furzgeräusche statt Beten, Hampelmänner statt Aufmerksamkeit, aber eben auch meinerseits: Wutausbruch statt Besonnenheit. Es muss etwas geschehen! Aber was? Wir haben schon so viel probiert – und nichts hat wirklich gefruchtet. Und in letzter Zeit häuften sich die schlechten Abende. Das nagt inzwischen nicht nur an unserer Beziehung zu den Kids, sondern sorgt auch für Spannungen zwischen uns Eltern.

Okay, das Problem ist wahrscheinlich nicht bloβ der Abend. Es liegt auch nicht nur am 6-Jährigen. Der Jüngere, dreieinhalb, lässt sich gerne zu jedem Blödsinn verleiten, wenn er nicht gerade selbst auf eine kreative Idee kommt, wie er uns unterhalten könnte. Was ist das Problem? Ein von uns besuchter Elternkurs hilft uns auf die Spur: Es geht um Aufmerksamkeit. Und da kommt unser Jüngster, inzwischen 5 Monate alt, ins Spiel. Er braucht natürlicherweise viel Aufmerksamkeit. Das merken die älteren Jungs und versuchen abends die tagsüber abhanden gekommene Zeit zurückzugewinnen.

Wir haben jeweils viel Spaβ und sind auf einer neuen Ebene miteinander unterwegs.

In der Not erinnern wir uns spontan an eine Idee aus dem erwähnten Erziehungskurs, an die wir bisher noch nicht gedacht hatten. Also nichts wie los ins Abenteuer: Wir nennen es Familienprogramm und machen es 14-täglich. An diesen Samstagmorgen essen wir einen feinen Znüni vom Beck, spielen zu Beginn und zum Schluss je ein von ihnen gewünschtes Spiel, hören eine kurze biblische Geschichte und überlegen uns, was wir als Nächstes unternehmen wollen. Mittendrin, sozusagen im Kern, besprechen wir etwas, das in der Familie besser laufen könnte. Oder plump gesagt: ein «Problem». In unserem Fall ist klar, worüber wir sprechen möchten. Inzwischen haben wir das Familienprogramm schon 3-4 Mal gemacht. Wir haben jeweils viel Spaβ und sind auf einer neuen Ebene miteinander unterwegs. Gemeinsam haben wir neue Abmachungen getroffen, auf die wir zurückgreifen können. Und wir haben dem Abendritual noch eine biblische Geschichte vorgeschoben. Das hilft beim Herunterfahren – manchmal.

Denn es gibt sie immer noch, die mühsamen Abende. Alles nichts genutzt? Könnte man so sehen. Wir sehen es positiv und freuen uns riesig über die Nebenwirkungen: Eine tägliche Andacht und eine 14-tägige Familienzeit – beides von allen erwünscht und geliebt. Die Kinderbibel ist inzwischen durchgelesen. Der Hunger, noch mehr von Gott zu hören, wächst.

Vorher wollte ich gar nicht mehr daran glauben, dass wir je eine wöchentliche Andacht hinbekommen würden – und jetzt das! Ich sehe nichts weniger als Gottes Wirken in dem Ganzen: Wir haben eine Not und suchen eine Lösung. Gott antwortet tatsächlich, gibt uns aber manchmal ganz was anderes als wir erwarten. Wahrscheinlich ist es das, was wir dringender benötigen, als die von uns erwünschte Lösung.

Was ist deine aktuelle Not in der Erziehung? Bete zu Gott und mach dich zusammen mit deinen Kindern auf den Weg. Ich wünsche dir, dass du dich als Beschenkte / Beschenkter von Gott wiederfindest.

Matthias Maurer ist verheiratet mit Evi. Zusammen haben sie drei Söhne im Alter von 5 Monaten bis 6 Jahren.

Er arbeitet bei Athletes in Action und liebt es, sich zu bewegen, vor allem auf der Joggingrunde und auf dem Tennisplatz. Er leitet die Projektwoche Züri Oberland und freut sich, den Kids seiner Region eine Ferienwoche anzubieten, bei der Sport und Glaube sich verbinden.