Wäre es nicht großartig, wenn wir uns mal einen Tag lang selbst beobachten könnten? Wir könnten uns unbemerkt folgen und sehen, was wir den ganzen Tag so denken und tun. Das wäre spannend! In gewissen Situationen wären wir sicher positiv überrascht von uns. Doch insgesamt wäre es wohl auch recht ernüchternd. Wir würden nämlich feststellen, dass wir viel Zeit damit verbringen, ziemlich unbeholfen auf äußere Reize zu reagieren.

Anna sieht etwas Beunruhigendes in den Nachrichten und macht sich gleich Sorgen. Eine Mitarbeiterin kritisiert Christian und er verteidigt sich umgehend. Maria verbringt ihre gesamte Arbeitszeit damit, die Erwartungen von Vorgesetzten und Kunden zu erfüllen. Wenn seine Partnerin schlechte Laune hat, zieht sich Martin sofort zurück.

Es passiert etwas und wir reagieren darauf, das ist erstmal ganz normal. Problematisch wird es, wenn unsere Reaktionen ganz automatisch ablaufen. Denn dann werden wir zu einem Spielball unserer Umstände und verlieren jeglichen Gestaltungsfreiraum.

Das müsste nicht sein, denn als Menschen haben wir den Vorteil, dass wir zwischen einem Reiz und unserer Reaktion darauf einen gewissen Handlungsspielraum haben. Wir können bewusst entscheiden, wie wir reagieren, wenn wir uns beispielsweise unfair behandelt fühlen.

Wenn wir diesen Handlungsspielraum nutzen, bedeutet das, dass wir Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Erklärungen in der Art von „ich wurde ja nur laut, weil er …“ können wir ab sofort aus unserem Wortschatz streichen. Sie sind ein Ausdruck des Glaubens, dass wir gar nicht anders können, als so zu reagieren. Dies zu glauben, ist unter unserer Würde.

Besonders in unserer Partnerschaft sind wir eingeladen, konsequent Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Sonst sind wir dauernd in einer Opferhaltung, in welcher wir ohnmächtig unseren Umständen ausgeliefert sind und dabei nichts dazulernen können. Wenn wir hingegen die volle Verantwortung für unser Handeln übernehmen und den Spielraum zwischen Reiz und Reaktion nutzen, zeugt das von Mündigkeit. Wir tun damit uns und unserem Partner etwas Gutes.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Wo bist du ein Spielball deiner Umstände und nutzt deinen Handlungsspielraum noch nicht? Wie äußert sich das in eurer Partnerschaft?