Erinnerst du dich an «Eat Pray Love»? Liz Gilbert sagt in ihrem autobiografischen Bestseller: „Entweder ist der geheimnisvolle Magnet, der irgendwo tief unterm Brustbein sitzt, vorhanden oder aber nicht. Ist die gegenseitige Anziehung nicht da, kann man sie (wie ich in der Vergangenheit schmerzhaft erfuhr) ebenso wenig forcieren, wie ein Chirurg den Körper eines Patienten zwingen kann, die Niere eines ungeeigneten Spenders zu akzeptieren.“

Damit bringt sie auf den Punkt, wie wir die Liebe heute in der westlichen Welt sehen. Sie fällt einem zu, auf geheimnisvolle Art und Weise verbindet einen etwas. Doch genauso unerklärlich verschwindet die Liebe dann auch wieder, wenn man nicht miteinander kompatibel ist. In unserer Kultur gibt es eine Art Glaube an ein romantisches Schicksal.

In einer langjährigen Beziehung wird es fast zwangsläufig auch herausfordernde Zeiten geben. Solche Phasen sind für Menschen, die an ein romantisches Schicksal glauben, besonders schwer zu bewältigen. Die Herausforderungen werden dann als Zeichen gedeutet, dass die Liebe nun erloschen ist und dass man wohl einfach nicht mehr zusammenpasst.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass wir davon ausgehen, dass man wenig bis gar nichts für die Liebe tun kann. Sie kommt und geht. Auch wenn wir es nie zugeben würden, glauben wir alle (zumindest ein wenig), dass wir nur das passende Gegenüber finden müssen. Dann wird es mit unserer Partnerschaft schon gut kommen.

Diese Schicksalsgläubigkeit gibt es auch im frommen Gewand. Ich bete einfach für unsere Ehe und – so Gott will – wird es schon gut kommen. Doch so funktioniert es nicht. Gott hat uns Verantwortung übertragen. Verantwortung, unser Leben und unsere Beziehungen zu gestalten. Dazu gehört auch, dass wir grundsätzlich mit den Konsequenzen unserer Entscheidungen zu leben haben. Wenn wir unsere Zähne nicht putzen, wird Gott in aller Regel nicht eingreifen und unsere verfaulten Zähne heilen. Und wenn wir unsere Ehe nicht pflegen, wird Gott sie im Normalfall auch nicht retten.

Das Gegenprogramm der Schicksalsgläubigkeit beschreibt der Philosoph und Psychologe Erich Fromm: „Der erste Schritt besteht darin, sich bewusst zu werden, dass die Liebe und auch das Leben eine Kunst ist. Wenn wir lernen wollen, zu lieben, sollten wir auf die gleiche Weise vorgehen, wie wenn wir irgendeine andere Kunst erlernen möchten, so wie das Musizieren, Malen, Schreinern, die Kunst der Medizin oder des Ingenieurwesens.“

Fromms Überzeugungen würde ich als Wachstumsgläubigkeit bezeichnen. Er glaubt daran, dass die Liebe kein Schicksal, sondern eine lernbare Kunst ist. Er ist überzeugt, dass wir in unserer Liebesfähigkeit wachsen können.

Wie unsere Partnerschaft verläuft, hängt ganz stark von den Entscheidungen ab, die wir jeden Tag treffen. Die Summe unserer Entscheidungen macht unsere Partnerschaft aus, viel mehr als irgendein geheimnisvoller Magnet. Der Heilige Geist ruft und zieht uns sanft dahin, beziehungsfördernde Entscheidungen zu treffen. Doch wir dürfen selbst entscheiden, ob wir uns darauf einlassen wollen.

 

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Was tust du ganz konkret, um die Kunst des Liebens zu lernen?