Wir leiden unter einem Wiederholungszwang. Immer und immer wieder wiederholen wir bestimmte Dinge in unserem Leben. Dinge, die wir eigentlich gar nicht wollen. Dinge, die uns schaden.

„Ich wollte nie so werden wie meine Mutter“, sagt Tamara unter Tränen. „Aber jetzt bin ich wie sie. Ich bin gefangen in einer Beziehung, in der sich alles nur um meinen Mann dreht. Meine Wünsche sind ihm völlig egal und er behandelt mich wie Dreck. Und trotzdem kann ich mich nicht aus dieser Beziehung befreien.“

Dass Tamara in dieser zerstörerischen Partnerschaft gelandet ist, ist kein Zufall. Immer wieder gerät sie an Menschen, die sie ausnutzen. Wie ein roter Faden zieht sich das durch ihr Leben. Und das, obwohl sie schon als Kind miterlebt hat, wie ihre Mutter unter genau so einer Beziehung gelitten hat.

Menschen wiederholen das, was ihnen vertraut vorkommt. Das gilt nicht nur bei der Partnerwahl. Auch im Arbeitsalltag, in der Kommunikation oder im Umgang mit Süchten wählen wir meist das, was uns bekannt vorkommt. Das Bekannte gaukelt uns vor, eine sichere Wahl zu sein – sogar wenn es schädlich ist. Deshalb wählen wir oft lieber das schmerzhaft Vertraute als das bedrohlich Fremde.

Auch in unseren Beziehungen ist der Standardmodus, sie so zu führen, wie wir es als Kinder von unseren Eltern gelernt haben. Wiederholungszwang eben. Wir könnten aber auch aussteigen. Wir können uns entscheiden, bestimmte Dinge anders zu machen. Wir können so genannte Cycle Breaker werden, die den Kreislauf von dysfunktionalen Mustern, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, durchbrechen.

Um ein Cycle Breaker zu werden, braucht es drei Schritte. Zuerst muss man erkennen, was sich da überhaupt abspielt. Man muss ein Bewusstsein für die ungesunden Muster entwickeln, die man schon früh im Leben gelernt hat und die sich nun ständig wiederholen.

Der zweite Schritt besteht darin, sich behutsam den eigenen Verletzungen zuzuwenden, die durch diese Muster entstanden sind. Wenn begangene Fehler nicht länger verschwiegen oder bagatellisiert werden, können die dadurch entstandenen Wunden heilen. Dieser Weg kann schmerzhaft sein und es empfiehlt sich, ihn gemeinsam mit einer Fachperson oder einem anderen Gegenüber zu gehen. Am Ende dieses Prozesses steht dann die Vergebung. Wer das Geschehene loslassen kann, wird frei davon und gewinnt Entscheidungsspielräume zurück.

Oft wird nur darüber gesprochen, was man nicht mehr machen will. Das halte ich für eine verpasste Chance. Deshalb empfehle ich als dritten und letzten Schritt zu definieren, was man stattdessen machen will. Es geht nicht nur darum, etwas zu vermeiden, sondern die Zukunft aktiv anders zu gestalten. Wenn die ersten beiden Schritte sorgfältig gemacht wurden, kann man in Zukunft nicht nur genau das Gegenteil von dem machen, was man überwinden will. Nein, es eröffnet sich nun ein ganzes Spektrum von Handlungsmöglichkeiten.

Tamara zum Beispiel hat es mit Hilfe dieser drei Schritte geschafft, aus ihrer einseitigen Beziehung   auszusteigen. Sie lernt, sich selbst ebenso wertzuschätzen wie andere Menschen. Im Beruf und in der Freizeit übt sie, Grenzen zu setzen, so dass sie nun bereit ist, eine gleichwertige Partnerschaft auf Augenhöhe einzugehen.

 

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Erkennst du ein Verhaltensmuster in deinem Leben, bei dem du ein Cycle Breaker sein möchtest?